DAS GROSSE LEBEN
Makrobiotik-Artikel

Leitfaden

 

Leitfaden der Makrobiotik für Anfänger

 

Dieser Artikel ist eine praxisnahe Einführung mit grundlegenden Informationen zur makrobiotischen Ernährung und Lebensweise. Sie bietet Neulingen die Möglichkeit, herauszufinden, worum es in der Makrobiotik eigentlich geht, und wird hoffentlich auch von Gar-nicht-so-Neuen noch einmal zu demselben Zweck genutzt.

I.

Wenn Sie irgend etwas an Ihrem Leben verändern wollen, ist einer der direktesten Wege zu diesem Ziel ein Nachdenken über die eigene Ernährung. Wenn man sowieso essen muß, um zu leben, so kann man doch das Beste aus dieser Notwendigkeit machen und sie so gut wie möglich nutzen. Die Nahrung, die wir essen, hat uns zu dem Menschen gemacht, der wir nun sind; wir bauen uns buchstäblich mit jedem Bissen selbst auf. Ihre Blutqualität können Sie innerhalb von zehn Tagen verändern, und in etwa sieben oder acht Jahren wird Ihr gesamter Körper Zelle für Zelle erneuert. Darin liegt also eine Möglichkeit zur Einflußnahme - ein Aspekt bewußter Ernährung, der häufig vernachlässigt wird.

Die makrobiotische Sicht der Ernährung umfaßt eine Reihe von Gesichtspunkten, die wir uns noch ansehen wollen. Im Grunde handelt es sich allerdings lediglich um eine natürliche Ernährungsweise - die früher einmal üblich war. Es gab Zeiten, in denen man noch keine Kühltransporter oder Flugzeuge hatte, um im Winter die Orangen aus Florida in die Supermärkte in Alaska zu transportieren. Die Menschen haben das gegessen, was die Natur ihnen in ihrer Umgebung zur Verfügung stellte.

 

Die geeignete Ernährung

Die Auswahl von Nahrungsmitteln aus der Klimazone, in der wir leben, und der augenblicklichen Jahreszeit ist also eines der Grundprinzipien einer "geeigneten Ernährung". Der gesunde Menschenverstand sollte uns sagen, daß diese Nahrungsmittel uns mit dem versorgen, was wir unseren Lebensumständen entsprechend brauchen.

 

...Ihre Blutqualität können Sie innerhalb von zehn Tagen verändern, und in etwa sieben oder acht Jahren wird Ihr gesamter Körper Zelle für Zelle erneuert...

 

In der Praxis stellen wir fest, daß wir nach dem Verzehr von Orangen frieren, während wir beim Konsum dessen, was die Natur uns bietet, uns über das Wetter doch eigentlich freuen könnten. Auf unseren Alltag bezogen sieht es so aus, daß wir auf Grund all dessen, was wir "auf unnatürliche Weise" bekommen können, und durch Zentralheizung, Klimaanlagen und so weiter diesen naturgegebenen Sinn für das richtige Essen verloren haben.

So gesehen gibt es keine feststehende "makrobiotische Ernährungsweise" - sie verändert sich entsprechend unserem Standort. Ein makrobiotisch lebender Eskimo in seinem Iglu wird sich fast ausschließlich von Walroßsteaks und Lebertran ernähren und dafür Georges Ohsawas (des Gründers der modernen Makrobiotik) Segen bekommen, weil nämlich Getreide und Gemüse in der Tundra und unter dem Eis nicht wachsen. Andererseits gedeihen die Menschen, die am Äquator leben, von Natur aus bestens mit tropischen Früchten und den einheimischen Knollen, die es dort in großer Menge gibt.

Zum Thema der "geeigneten Nahrung" gibt es noch weitere Gesichtspunkte, die erklären, warum manche Lebensmittel unter Umständen "tabu" sein sollen - mehr zu diesen Tabus später. Zum Beispiel betrachtet man Kuhmilch zwar als für junge Rinder geeignet, aber als weniger zuträglich für junge Menschen und noch weit weniger für erwachsene Menschen.

Und dann der Fleischverzehr: Es gibt bestimmte logische Zusammenhänge zwischen Lebensweise und Ernährung, insofern als ein Jäger beispielsweise sehr viel Fleisch ißt, das ihn in gewisser Weise zum Jagen befähigt, wodurch er sich wiederum mit Fleisch versorgen kann und so weiter. Aber dient diese Fleischesserei auch der Hausfrau und ihrem Mann, der in der Stadt an einem Schreibtisch sitzt und arbeitet, bei ihrer Lebensweise? Oder löst das bei ihnen eher den unbestimmten und unbewußten Wunsch aus, das Haus zu verlassen und irgend etwas zu zerstören?

 

In erster Linie Getreide und Gemüse

Als nächstes geht es um die physiologische Eignung. Häufig wird behauptet, der menschliche Körper habe sich so entwickelt, daß er eine überwiegend auf Getreide und Gemüse aufgebaute Ernährung brauche. Das Verhältnis, in dem wir die unterschiedlichen Arten der Zähne - Eckzähne, Schneidezähne und Mahlzähne - in unserem Mund haben, scheint diese Behauptung zu bestätigen, und die Länge unseres Darms entspricht eher der eines Pflanzen- als der eines Fleischfressers. Daher hält sich auch das Fleisch, das wir essen, länger in unserem Darm auf, als uns möglicherweise guttut. Auch ist unsere biologische Entwicklung als Spezies parallel zu der des Getreides verlaufen, das im Zentrum des Nahrungsangebots steht. Es gibt sogar eine strukturelle Übereinstimmung zwischen unserem aufrechten Gang - einem Symbol für unsere Evolution und "Zivilisation" - und dem Getreidehalm.

 

Die Qualität der vollwertigen Nahrungsmittel

In bezug auf ein naturgemäßes Eßverhalten gibt es noch weitere Aspekte zu beachten. "Vollwertige" Nahrungsmittel verfügen über Eigenschaften, über die bereits bearbeitete Dinge nicht mehr verfügen. Lebensmittel, die bereits aufgebrochen, gemahlen oder anderweitig getrennt wurden, verlieren ihre "Lebendigkeit" sehr schnell, so daß derjenige, der sie ißt, sich ihrer Ganzheit, Integrität und Vitalität beraubt. Und das trifft in einem noch weitaus höheren Maße zu, wenn wir Ware kaufen, die ausgeklügelten Verarbeitungsvorgängen, Konservierungen, Anreicherungen und dem Einsatz von Pestiziden sowie anderen chemischen oder synthetischen Behandlungsmethoden ausgesetzt war. Daher ist auch die Entscheidung für die naturbelassene Qualität wichtig, und zwar nicht nur bezüglich der Zutaten, sondern auch bezüglich der Zubereitung - Bestrahlung und Kochen in der Mikrowelle zerstören die molekulare Struktur der Nahrungsmittel auf eine Weise, die sich im Wesen des Menschen nur als Verwirrung äußern kann.

 

...Im Idealfall gibt es keinen Unterschied zwischen der normalen Ernährung und einer Heilnahrung, aber im Alltag ist eine korrektive Ernährungsweise eine praktische Notwendigkeit...

 

Was bedeuten Yin und Yang?

Was ist aber dieses Yin und Yang, auf dem diese Makrobioten immer so herumreiten? Muß man das unbedingt verstehen, um gesund und glücklich zu sein oder sogar um makrobiotisch leben zu können?

Genaugenommen nicht. Aber diese Ausdrucksweise ist eine praktische Kurzschrift für ein System, das außerordentlich hilfreich sein kann. Eigentlich versuchen wir ja alle, so etwas wie Harmonie herzustellen - Harmonie mit unserer Umwelt, miteinander und in uns selbst. Damit ermöglichen wir uns, so zu funktionieren, wie wir das gern möchten, und das zu tun, was wir gern möchten.

Diese Harmonie beruht auf einem Energieausgleich. Bei vielen der alten Völker war es Tradition, dieses mit den Begriffen für zwei entgegengesetzt geladene Energien zu beschreiben - die Tendenz zur Ausdehnung und die zur Zusammenziehung. In bezug auf den Planeten, auf dem wir leben, gibt es die zentripetale Himmelsenergie, die von außen auf die Erde zukommt, und es gibt die zentrifugale, nach außen gerichtete Energie, die von allen sich drehenden Objekten hervorgerufen wird. Im Fernen Osten hat man diese Erscheinungen mit "Yang" beziehungsweise "Yin" bezeichnet.

In bezug auf die Nahrung kann diese Möglichkeit zur Beschreibung der jeweiligen Energie als Hilfsmittel für eine besonders sorgfältige Auswahl dienen, so daß wir die Energie, die wir gerade brauchen, erzeugen und den für uns erforderlichen Ausgleich schaffen können.

Das führt uns dann zu dem Gedanken der sogenannten "makrobiotischen Standardernährung", laut derer die zweckmäßigsten Nahrungsmittel zur Herstellung von Stabilität diejenigen sind, die alle unsere ernährungsbedingten Erfordernisse erfüllen und dabei trotzdem die Extreme an den beiden Enden des Nahrungsmittelspektrums vermeiden. Und welche sind das nun?

Die leichteren Nahrungsmittel mit dem ausgeprägtesten yinbetonten oder ausdehnenden Potential sind beispielsweise Zucker, tropische Früchte und Gewürze, Alkohol sowie die meisten Chemikalien und zwar sowohl Medikamente / Arzneimittel als auch Drogen. Darum vermitteln sie ein Gefühl des "Abgehoben-" oder Aus- der- eigenen- Mitte- gerückt- Seins. Die schwereren Nahrungsmittel - wie Hartkäse, Fleisch, Eier und zuviel Salz - sind dagegen die, die zu übermäßiger Anspannung in Form von Steifheit, Verspanntheit oder Beklemmungen führen.

 

Der mittlere Bereich

Der mittlere Bereich wird von der Pflanzenwelt eingenommen, innerhalb derer wiederum das Getreide - Reis, Mais, Weizen und so weiter - der Mitte am nächsten steht. Daher stehen im Zentrum einer Standardernährung (jedenfalls für die Bewohner der klimatisch gemäßigten Zonen) Vollgetreide, Gemüse, Algen und Bohnen, sowie geringe Mengen anderer Speisen eines geringfügig erweiterten Spektrums wie Fisch und Obst, Nüsse und Samen. Wenn Sie diesen einen Hauch anderer spezieller Lebensmittel hinzufügen wie Miso und Würzzutaten (mehr darüber später), dann ist das im großen und ganzen alles.

Eine Reihe möglicher Kriterien für das, was man essen sollte, wurde bereits erwähnt. Es gibt noch andere Möglichkeiten zur Schaffung eines Ausgleichs, die auch gut sind - beispielsweise die Berücksichtigung von Protein, Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralien. Im Grunde genommen geht es bei der makrobiotischen Ernährung aber nicht darum, welche Nahrungsmittel "gut" oder "schlecht" für Sie sind, sondern Sie bekommen nur gezeigt, welche Dinge über welche Eigenschaften verfügen und welche Wirkungen sie hervorrufen. Es ist dann Ihre Angelegenheit, zu entscheiden, was Sie mit Ihrem Leben anfangen wollen, und die entsprechende Auswahl zu treffen.

Zudem ist das Essen nicht alles, wie wir noch sehen werden...

 

II.

Die Frage heißt also: Was ist Makrobiotik? Genaugenommen ist die Anzahl aller möglichen Antworten genauso groß wie die Anzahl der Menschen, die sich bereits Gedanken zu diesem Thema gemacht haben - im Vorliegenden handelt es sich um die Gedanken eines einzelnen Menschen, und wir freuen uns sehr über Zuschriften, die uns andere Interpretationen anbieten. Außerdem haben nicht nur Anfänger Anfangsschwierigkeiten, und daher hoffen wir, daß dieser Artikel für alle interessant ist.

Bisher haben wir die makrobiotischen Prinzipien auf eine normale Ernährung bezogen. Nachfolgend befassen wir uns mit der Frage der Ernährung und anderer Maßnahmen bei Krankheit.

Wir haben uns also kurz mit der makrobiotischen Sicht der normalen Ernährung befaßt. Aber was unternehmen wir im Krankheitsfall?

 

Besondere Ernährung bei Krankheit?

Ganz allgemein ausgedrückt sieht die Makrobiotik Krankheit als Antwort auf einen unnatürlichen Umgang mit unserem System, sei es durch die Nahrung, die Art und Weise unserer Beschäftigung, unsere Lebensweise oder anderes. Und in gewisser Weise ist Krankheit eine natürliche Antwort, denn wenn wir beispielsweise unseren Körper mit einer zu großen Menge eines bestimmten Nährstoffes oder mit extremen Nahrungsmitteln, die er nur schwer absorbieren kann, oder mit toxischen Stoffen überlasten, dann ist eine Abwehrreaktion angebracht. Anfangs macht sich das vielleicht durch Symptome wie Müdigkeit oder eine einfache Erkältung bemerkbar. Wenn wir aber weiterhin dasselbe zu uns nehmen und zuviel ausgeschieden werden muß, bleibt dem Körper nichts anderes übrig als drastischere Maßnahmen zu ergreifen, damit er damit fertig wird. Zum Beispiel können Fettdepots um Organe wie das Herz herum angelegt werden, oder es bilden sich möglicherweise lokalisierte Tumore, die jedoch im Grunde Schutzmaßnahmen sind, und wir sollten sie nicht als Feinde betrachten. Vorläufig sorgen sie dafür, daß unser übriges System weiter funktioniert, und retten uns das Leben. Nichtsdestoweniger befinden wir uns, wenn uns so etwas geschieht, in den Krallen einer degenerativen Krankheit.

Im Idealfall gibt es keinen Unterschied zwischen der normalen Ernährung und einer Heilkost, aber im Alltag ist eine korrektive Ernährungsweise eine praktische Notwendigkeit, vor allem als Übergang zu einer natürlicheren Ernährungsweise. Die Grundzüge des Vorgehens sind einfach und bestehen aus drei Teilen.

• Als erstes hören Sie auf, die Speisen zu sich zu nehmen, die zu dem Ungleichgewicht führen. In den meisten Fällen sind das alle Lebensmittel mit gesättigten Fettsäuren, Zucker oder stark raffinierten Zutaten und ähnlichem, wie zu Anfang beschrieben.

• Zweitens sollten Sie zu einer Ihrem Zustand angemessenen makrobiotischen Ernährung übergehen. Die hier dargestellte Ernährungsweise ist die "makrobiotische Standardernährung" und sollte dem jeweiligen Zustand einer bestimmten Person angepaßt werden. Manche Menschen durchlaufen die Übergangsphase allmählich und verwenden Ersatzstoffe, und manche springen ins kalte Wasser und erledigen es ganz schnell, vor allem, wenn sie ernsthaft krank sind. Außerdem braucht jeder, wie im Vorstehenden bereits erwähnt wurde, eine geringfügig andere - seinem Zustand und anderen Faktoren angemessene - Nahrung und daher ist es gut, sich diesbezüglich von einem erfahrenen Berater beraten zu lassen, der außerdem in der Lage ist, sicherzustellen, daß der Bedarf an Nährstoffen in vollem Umfang gedeckt wird. Ein Mensch, der beispielsweise von großen Mengen schwerer, tierischer Nahrung gelebt hat, könnte eine Zeitlang eine etwas yinbetontere Nahrung brauchen, wohingegen jemand, der überwiegend Obst und Rohkost gegessen hat, für den Anfang eventuell eine etwas yangbetontere Nahrung braucht.

• Drittens können Lebensmittel, die über eine spezielle Wirkungsweise verfügen, angewendet werden, um den Umbau des augenblicklichen Zustandes zu unterstützen. Zum Beispiel wird normalerweise empfohlen, täglich Misosuppe zu essen, um sich so deren regenerative Wirkung durch die Enzyme zu Nutzen zu machen, die durch die Fermentation der Sojabohnen mit Salz hervorgerufen wird. Eine naturbelassene Sojasauce verfügt über ähnliche Eigenschaften. Von den Algen wurde festgestellt, daß sie - abgesehen von den wertvollen Mineralien - über eine ausgezeichnete Reinigungswirkung verfügen; beim Verdauungsvorgang können sich die Zellen, aus denen sie bestehen, an die bereits vorhandenen toxischen Stoffe wie Schwermetalle binden und sie so auf natürliche Weise ausscheiden.

Daikon (oder weißer Rettich) ist ein weiteres Beispiel: Er wird häufig wegen seiner fettlösenden Wirkung empfohlen. Er kann sowohl zusammen mit diesem genossen als auch gegen bereits bestehende Fetteinlagerungen eingesetzt werden. Man kann ihn reiben und roh essen, in die Suppe geben oder als Gemüse kochen. In einigen Fällen können auch Nahrungsmittel, die extremer yin oder yang sind und eigentlich nicht als reguläre Speisen empfohlen werden, zur Wiederherstellung des Gleichgewichts dienen. Beispiele hierfür sind Ingwer, Apfelsaft oder die Tarokartoffel (Arbi). Einige davon werden auch für besondere äußerliche Anwendungen eingesetzt, wie für Kompressen und Pflaster auf Nieren oder andere Körperteile.

Die makrobiotische Betrachtungsweise der Dinge bezieht sich also auf mehr als nur die Ernährung. Ihre Prinzipien können auf jeden beliebigen Aspekt des Lebens angewendet werden. Die Heilung einer Krankheit allein durch Veränderung in der Ernährung ist auf jeden Fall sehr viel langsamer, wenn nicht sogar unmöglich.

Körperliche Betätigung und Übungen sind der augenfälligste zweitrangige Bereich, den wir uns ansehen müssen. Wir brauchen von Natur aus Bewegung und körperliche Betätigung, um gut funktionieren zu können. In der heutigen Welt bringen immer mehr Berufe körperliche Inaktivität mit sich, so daß wir mit geeigneten Maßnahmen gegensteuern müssen. Alles, was uns Spaß macht, kann empfohlen werden, solange es uns nicht überfordert - Yoga, Gehen, Laufen, Aerobic, Bergsteigen, Fallschirmspringen oder sonst etwas - das hängt ganz vom einzelnen ab. Es kann in den normalen Tagesablauf eingearbeitet oder als intensivere zusätzliche Betätigung betrieben werden - oder auch beides. Auch dem Atmen kommt eine besondere Bedeutung zu, denn die Luft ist eines unserer unverzichtbaren Nahrungsmittel.

Manche Menschen ermüden, nachdem sie die ersten Veränderungen an ihrer Ernährung vorgenommen haben, eine Zeitlang schnell, aber nach einigen Tagen steht ihnen gewöhnlich ein erhöhter Vorrat an Energie zur Verfügung. Hält die Müdigkeit an, ist möglicherweise eine Korrektur der Ernährung erforderlich, und entsprechender Rat sollte eingeholt werden. Zur Förderung des Vitalitätsgefühls ist es ratsam, den Körper täglich ganz mit einem heißen, nassen Handtuch abzureiben oder mit einer Bürste zu schrubben. Das fördert die Zirkulation sowohl des Blutes als auch der elektromagnetischen Energie, die entlang der Meridiane fließt, wie sie in der Akupunktur genutzt wird. Jegliche körperliche Aktivität bewirkt dasselbe - ebenso Massage oder Selbstmassage, Do-In oder Sotai, um nur ein paar zu nennen.

Ein weiterer Bereich, auf den diese Prinzipien zutreffen, ist unsere Umwelt. Wir bemühen uns, einen Zustand des Gleichgewichts oder der Harmonie mit ihr zu erreichen, und es ist schwierig, in einer Umwelt, deren natürliche Erscheinungsweisen gestört sind, gut zu funktionieren und glücklich zu sein. Die meisten Menschen sind sich der Gefahren durch Umweltverschmutzung und Radioaktivität und der Zerstörung der natürlichen Ressourcen wie der Luft, der Wälder, des Bodens, der Seen und des Meeres bewußt, aber die Probleme reichen weiter.

Der bereits erwähnte Energiefluß, der im Fernen Osten als Ki oder Chi bezeichnet wird, ist lediglich die Fortsetzung derselben Energien, die in größerem Maßstab aus dem Himmel und der Erde auf uns einwirken, in unserem Körper. Diese von außen kommende Energie ist für uns so etwas wie Nahrung auf höherem Niveau. Alle gerade erwähnten zerstörerischen Einflüsse stören und verzerren solche Energien, wie allerdings auch andere Dinge, mit denen wir uns umgeben, nämlich Fernsehen, Mikrowellenherde, elektrische Netze - eigentlich alle technischen Geräte, von denen wir in unserem Alltag in zunehmendem Maße abhängig sind. Und die Gebäude, in denen viele von uns leben - vor allem die aus Beton und Stahl - isolieren uns tatsächlich gegen diese zuträglichen Energiequellen, die so etwas wie eine Ernährung auf einem höheren Niveau für uns darstellen. Das heißt nicht, daß wir zu einem Leben ohne alle diese Dinge zurückkehren müßten - wir sollten uns aber ihres Einflusses bewußt sein und alles in unseren Kräften stehende tun, um ihre Wirkung gering zu halten, und beispielsweise wo immer möglich natürliche Materialien wie Holz verwenden.

 

Kleidung und Sauberkeit

Dasselbe trifft auch auf unsere engere Umwelt zu. Kleidung aus Plastik und synthetischen Materialien enthält dieses Ki nicht und isoliert uns zusätzlich. Daher fühlen wir uns müde und ausgelaugt, wenn wir sie tragen. Auch Sauberkeit und Ordnung zu Hause und am Arbeitsplatz tragen im weitesten Sinne zur Erhaltung unserer Gesundheit bei - sie sind ein Abbild unseres inneren Zustandes.

Wir können in dieser Betrachtung unseres Lebens so weit gehen, wie wir wollen. Unsere gesamte Lebensweise kann zum Bestandteil dieses Prozesses des Einswerdens und der Harmonisierung mit der Welt, in der wir leben, werden, so daß wir nach einer Weile feststellen, daß wir dabei sind, noch mehr in unserem Leben zu verändern. Uns wird wirklich bewußt, daß die Nahrung, die wir essen, ebenso wie alles andere, was wir tun, unser Bewußtsein erschafft. Wenn wir diese Dinge also ändern, ist es möglich, daß wir auch Veränderung in der Betrachtungsweise unseres Lebenszwecks feststellen. Möglicherweise suchen wir den Sinn des Lebens auf eine ganz neue Art und Weise. Mancher sieht vielleicht einen Wert in der einen oder anderen spirituellen Übung. Andere werfen vielleicht einen strengen Blick auf die Befriedigung, die sie aus ihrem Beruf beziehen. Viele Quellen des Unglücks verschwinden vielleicht, wenn das unser Ziel ist.

 

Dankbarkeit

Eine Veränderung in der Einstellung, die häufig bei makrobiotisch lebenden Menschen auftritt, äußert sich in Dankbarkeit. Mit einer Verbesserung unserer Gesundheit erhöht sich unsere Dankbarkeit. Wir würdigen unsere Nahrung mehr. Wir können unsere Freunde und unsere Familie besser würdigen. Außerdem würdigen wir unsere Lebenserfahrung. Möglicherweise beginnen wir sogar, Krankheiten, die wir durchgemacht haben, zu würdigen und sie als unverzichtbaren Teil unseres Entwicklungsprozesses anzusehen. Mit anderen Worten, es kann sein, daß wir die Verantwortung für das, was wir selbst geschaffen haben, übernehmen. Ebenso fangen wir vielleicht an, den Wert anderer Aspekte unseres Lebens zu sehen - die oberflächlich betrachtet gar nicht so erfreulich sind - ,weil sie uns zu einem größeren Verständnis und letztendlich größerem Glück führen können. Wie Georges Ohsawa gesagt hat: Alles ändert sich. Und er hat geraten, jede gemachte Erfahrung zu akzeptieren. Diese positive Einstellung wird auch von anderen führenden Makrobiotiklehrern geteilt. Michio Kushi rät nicht nur Rekonvaleszenten, sondern uns allen, jeden Tag "ein fröhliches Lied zu singen". Herman Aiharas kürzeste Definition einer makrobiotischen Lebensweise ist "glücklich zu sein". In anderen Worten ausgedrückt: Die weite Betrachtungsweise der Makrobiotik berücksichtigt, daß Gesundheit und Glück - und zwar körperlich, geistig und spirituell - untrennbar verbunden sind und auch, wenn wir jeden Tag Höhen und Tiefen und Stimmungsschwankungen erleben, aufrechterhalten werden können.

 

Erleben wir ein Abenteuer

Mit der Makrobiotik anzufangen heißt, sich auf die Möglichkeit eines gewagten Abenteuers einzulassen, das man so weit treiben kann, wie man will. Zeitweilig mag es schwierig oder kompliziert erscheinen, das muß aber nicht sein. Tatsächlich ist es ganz einfach und macht Spaß. Mit fortschreitender Veränderung wird in einer Hinsicht alles leichter: Wenn wir besser essen, verbessert sich unsere Gesundheit und auch unsere Urteilsfähigkeit, so daß wir uns mit noch besserer Nahrung versorgen können .

Dasselbe kann auch in anderen Bereichen unseres Lebens geschehen. Dadurch können wir nach und nach unsere angeborene Intuition für das, was für uns am besten ist, wiedererlangen. Und so kommen wir unserer Vollendung als menschliche Wesen näher. Manche Menschen erreichen das in der Küche, andere durch Bücher, wieder andere durch die Arbeit auf dem Feld. Schließlich und endlich können wir so unseren höchsten Zweck entdecken und erkennen; wir alle sind in der Lage, unsere eigene Individualität zu finden. Danach ist alles möglich. Ohsawa nannte das, die Freiheit zu gewinnen. In ihrem weitesten Sinn enthält die Makrobiotik alles, was zu diesem Prozeß beiträgt. Wir beschäftigen uns hier mit der Erschaffung des Schicksals - und die Schöpfung jedes einzelnen Menschen ist einzigartig.

  

III.

Resümieren wir kurz: Zu Anfang dieses Artikels wurden die Grundprinzipien der makrobiotischen Ernährungsweise behandelt. Danach wurde beschrieben, wie diese Prinzipien zum Zweck der Heilung oder sonstiger Veränderungen auf die Nahrung und andere Aspekte unseres Lebens angewendet werden können. Nachfolgend beschäftigen wir uns damit, wie wir die Makrobiotik zur täglichen Lebensweise machen können.

Es war einmal vor langer Zeit, als die Menschen makrobiotisch lebten, ganz ohne etwas Besonderes dazu zu tun. Man hat ganz einfach natürlich gelebt, denn man hatte gar keine andere Wahl. Heutzutage müssen wir uns ganz stark bemühen und uns besonderer Disziplin unterwerfen, um die natürliche Ordnung wieder in unser Leben einkehren zu lassen.

Zum Beispiel sind für uns durch Kühltransporter, Supermärkte und andere Hilfsmittel des modernen Lebens alle Nahrungsmittel der ganzen Welt zu jeder Jahreszeit erhältlich. Daher ist es geradezu eine Kunst, die Einkäufe auf Artikel zu beschränken, die aus der eigenen Umgebung kommen, der Saison entsprechen oder von sich aus nicht verderben.

Daher bedeutet Makrobiotik in der heutigen Zeit, die Dinge etwas anders zu tun, als viele andere das machen, und dies sollten wir auch berücksichtigen, wenn wir uns Gedanken darüber machen, wie wir vorgehen wollen. Diejenigen unter uns, die Neulinge auf diesem Gebiet sind, können von den Erfahrungen derer profitieren, die schon ein wenig länger dabei sind. Natürlich müssen wir unsere eigenen Fehler machen, aber wir müssen das Rad nicht neu erfinden. Vielleicht können wir ja ein neues Rad erfinden. Jeder einzelne muß seine eigenen, ganz besonderen Entdeckungen machen, und jeder einzelne kann auch seinen ganz eigenen Beitrag zu diesem gesammelten Fachwissen leisten.

In diesem Artikel bietet der Autor seine persönlichen Hinweise und Vorschläge an, die auf seinen eigenen Erfahrungen und auf denen der Menschen, mit denen er in Kontakt gekommen ist, beruhen. Es werden Themen und Fragen behandelt, die üblicherweise auftauchen, wenn jemand anfängt, dieses Spiel, das wir Makrobiotik nennen, zu spielen.

Die Hinweise in diesem Artikel beziehen sich hauptsächlich auf die Nahrung, können aber auch auf andere Aspekte des Lebens übertragen werden.

 

Was gibt’s zum Frühstück?

Wenn ein Neuling die sogenannte makrobiotische Standardernährung zum ersten Mal sieht, findet er nichts, was für ihn zu einem Frühstück gehört. Was also essen die sogenannten Makrobioten am Morgen?

In Wahrheit gibt es hier, wie überall anders auch, kein Patentrezept. Manche Menschen frühstücken gar nicht, weil sie der Ansicht sind, daß es nach dem Schlafen sehr gut tut, zum Ausscheiden und Heilen ein paar Stunden lang zu fasten, oder auch, um vor dem Essen schon etwas zu arbeiten.

In vielen makrobiotischen Haushalten besteht das Frühstück zur Hauptsache aus Porridge oder mit besonders viel Wasser gekochtem Getreide - eine europäische Tradition. Getreide kann entweder am Morgen oder über Nacht frisch gekocht werden und stellt somit eine stark wärmende Speise dar - ganzer Hafer eignet sich dafür besonders gut. Auch Reste von Reis, Hirse und anderen Getreidearten können mit Wasser verlängert und noch einmal aufgekocht werden.

Andere sehen das Frühstück, besonders wenn sie es spät einnehmen, als "ganz normale makrobiotische Mahlzeit" an und essen zum Beispiel Suppe, Getreide und ein Gemüsegericht. Zu Anfang scheint einem das ungenießbar, wenn man ein normales westlich modernes Frühstück gewöhnt ist, das mit irgendeinem zuckerigen Getreideprodukt oder etwas anderem Süßen anfängt, um den Blutzucker zu erhöhen, der während der Nacht abgefallen ist; darauf folgt zum Ausgleich etwas Salzigeres, Würziges oder sehr Yangbetontes, wie Schinken und Eier, das einen für die Aufgaben des Tages stärken soll. Wenn Ihre Blutzuckerwerte auf Grund Ihres Gesundheitszustandes stabiler geworden sind, können Sie diesen Essenzyklus als "Schocktherapie" fallen lassen. Es gibt aber auch noch alle möglichen anderen Dinge, die makrobiotisch lebende Menschen zum Frühstück von Zeit zu Zeit genießen. Manche essen Haferschleim (mit oder ohne Rosinen), und manche essen Pfannkuchen; manche leisten sich möglicherweise sogar ab und zu ein Sektfrühstück. Makrobiotik bedeutet letztendlich nichts anderes, als das zu verwenden, was man braucht, um das zu erreichen, was man erreichen will.

 

Was, wenn ich keine Misosuppe mag?

Auf den ersten Blick finden die meisten Menschen ein einfaches Frühstück aus Getreide und Gemüse langweilig - lassen Sie uns dieser Tatsache ins Gesicht sehen! Dies ist im wesentlichen darauf zurückzuführen, daß die amerikanische Durchschnittsernährung ein sensationelles Erlebnis ist - stark salzige Geschmacksrichtungen, pikant süße Aromen, Andeutungen von Gewürzen, dicke und fetthaltige Glasuren, eiskaltes Zeug mit Kohlensäure und so weiter. Da kann es vorkommen, daß einfache Nahrungsmittel, denen diese extremen Eigenschaften fehlen, erst einmal als fade empfunden werden. Sie werden aber feststellen, daß sich schon nach kurzer Zeit ein ganz neuer Sinn für Befriedigung und Anziehung herausbildet und sich die Spannweite feiner und außergewöhnlicher Geschmacksrichtungen, Gerüche und Farben bei Pflanzenkost immer stärker bemerkbar macht, je mehr der Gaumen seine Empfindsamkeit zurückerlangt. Und das Wissen um Qualität und Wirkungsweise dieser Speisen führt zu einer tieferen Befriedigung, und diese wirkt sich wiederum auf die beim Essen gemachten Erfahrungen aus; nach und nach wird die Verbindung zu dem, was in uns vor sich geht, stärker. (Anmerkung der Red.: Das europäische Frühstück ist zwar anders als das US-amerikanische, enthält jedoch ähnliche Extreme wie dieses.)

Außerdem gibt es so etwas wie einen "unteuflischen Kreis", den wir hier ins Spiel einführen können.

 

...Schließlich entwickeln Sie das, was während so vieler Generationen und deren sogenannter "Zivilisation" verloren gegangen ist, wieder –die natürliche Intuition...

 

Wenn man sich nicht besonders gut ernährt, muß die Urteilsfähigkeit bezüglich dessen, was man essen sollte, ziemlich schlecht sein. Wenn Sie aber mit Ihren Eßgewohnheiten aufräumen und Ihr Gesundheitszustand sich ändert, verbessert sich auch Ihr Geschmack, Sie wählen nach vernünftigeren Gesichtspunkten aus, ernähren sich "besser", treffen dann eine noch sorgfältigere Auswahl und so weiter. Schließlich entwickeln Sie das, was während so vieler Generationen und deren sogenannter "Zivilisation" verloren gegangen ist, wieder - die natürliche Intuition, das zu tun, was für Sie das beste ist. Dasselbe trifft auch auf andere Lebensbereiche zu - auf unsere Tätigkeiten, unsere Wahrnehmung, darauf, wie wir unsere Umwelt und unser Leben im allgemeinen gestalten; wir sind in der Lage, uns immer schärfer auf diesen in Entwicklung begriffenen Sinn für unser Wohlergehen einzustimmen.

Vielfalt - Gewürz des Lebens

Essen Sie immer mal ein anderes Getreide. Bringen Sie Abwechslung in Ihr Gemüseangebot. Bereiten Sie Ihre Misosuppe immer unterschiedlich zu. Variieren, Sie Ihre Zubereitungsmethoden Ihre Körperübungen, Ihr Denken. Die Wirkung ist vermutlich mal ermüdend und mal großartig.

Die makrobiotische Ernährung ist nichts Feststehendes oder Konstantes - ebensowenig wie Ihre Bedürfnisse. Was heute funktioniert, funktioniert morgen nicht, weil es Sie ja bereits verändert hat. Setzen Sie ein Medikament ab, wenn die Krankheit geheilt ist, andernfalls rufen Sie das gegenteilige Leiden hervor. Das Leben ist ein dynamischer Prozeß. Alles verändert sich.

 

Mögen Sie das, was Sie essen?

Essen Sie nichts, was Ihnen nicht gut schmeckt. Stellen Sie sicher, daß das, was Sie essen, Ihre Bedürfnisse zum jeweiligen Zeitpunkt befriedigt - essen Sie keine Reiswaffeln, wenn Sie sich nach etwas Saftigem sehnen, einfach nur, weil Reiswaffeln gut sein sollen und Ananas nicht; vielleicht kann es ja statt dessen ein saftiges Gemüse sein.

Hören Sie mit dem Essen auf, wenn es nicht mehr schmeckt - essen Sie nicht mechanisch. Essen Sie nicht weiter, nur "um den Teller leer zu essen". Wenn Sie etwas zu sich nehmen, was Sie nicht brauchen oder wollen, ist das vielleicht verschwenderischer, als wenn Sie es fortwerfen. Am besten heben Sie es für ein anderes Mal auf.

Auf diese Weise vermeiden Sie, zuviel zu essen. Dasselbe erreichen Sie durch gutes Kauen, da gut gekaute Nahrung stärker befriedigt und Sie sowieso, nachdem Sie eine Weile am Tisch gesessen haben, aufstehen und etwas anderes tun wollen. Eine zusätzliche Hilfe ist es, beim Essen mit den yangbetonteren Speisen anzufangen und mit den yinbetonteren aufzuhören. Wenn Sie eine Mahlzeit mit etwas Salzigem, Würzigem oder Trockenem beenden wollen, haben Sie ein Gefühl von Unvollständigkeit, und Sie möchten mehr. Deshalb nimmt man auch die Nachspeise, den Kaffee oder alkoholische Getränke zuletzt. Auch Tee dient diesem Zweck.

Und noch etwas: Essen Sie nicht, um eine Befriedigung zu erhalten, die Sie sich auf angemessenere Weise anders beschaffen könnten. Ein Konzertbesuch "yinnisiert" unter Umständen auf ebenso angenehme Weise wie ein Stück Apfelkuchen. Es ist unwahrscheinlich, daß Sie sich nach dem Apfelkuchen längerfristig besser fühlen, wenn Sie traurig sind - nicht einmal nach einem Eis!

Nicht schuldig

Wenn Sie etwas essen, vom dem Sie vermuten, daß es Ihnen nicht gut tut, dürfen Sie sich nicht schuldig fühlen. Schuldgefühle sind nicht hilfreich, sondern machen vielleicht alles nur noch schlimmer. Wenn Sie etwas sowieso essen, können Sie es genauso gut auch genießen. Wenn die Schuldgefühle Ihren Genuß zerstören, können Sie das Essen auch gleich sein lassen.

Damit sind wir bei dem angekommen, was allgemein als "fressen" bezeichnet wird - das Essen von sinnlosen Dingen zur Befriedigung unwiderstehlicher Gelüste. Wenn Sie feststellen, daß Sie sehr häufig von der Grundrichtung, die Sie sich für Ihre Ernährung ausgesucht haben, abweichen, oder wenn Sie von wilden, unstillbaren Gelüsten heimgesucht werden, oder wenn Sie bestimmte Dinge wie beispielsweise Erdnußmus nicht im Haus haben können, ohne gleich alles auf einmal aufzuessen, dann müssen Sie Ihren Speiseplan ändern. Oder etwas anderes muß verändert werden. Leichte Gelüste gehören zur Freude am Leben, aber unvernünftiges "Fressen" deutet darauf hin, daß irgend etwas ernsthaft aus dem Gleis gelaufen ist. Diese Gelüste deuten häufig auch auf ein echtes ernährungsbedingtes Bedürfnis hin, dem Sie bisher keine Beachtung geschenkt haben.

 

Sie werden zu dem, was Sie essen

Essen Sie nicht, wenn Sie wütend sind oder in Eile oder mit feindseliger oder negativer Energie geladen. Wenn Sie das tun, werden diese Gefühle lediglich verstärkt. In einer solchen Gefühlslage produzieren die Verdauungsorgane verstärkt Säure, so daß man sich auf diese Weise tatsächlich krank machen kann. Dasselbe trifft auf das Kochen zu. Wenn Sie für andere Menschen Essen zubereiten, essen diese die Energie, mit der Sie die Speisen bei der Zubereitung versehen haben. Ein glücklicher, liebevoller Koch macht seine Esser glücklich und liebevoll.

Sie werden auch schon bemerkt habe, daß unterschiedliche Köche dasselbe Gericht mit denselben Zutaten in denselben Mengenverhältnissen zubereiten können und der Speise dennoch völlig unterschiedliche Eigenschaften verleihen. Das ist in der jeweiligen Individualität der Köche begründet, die dem Essen eine zusätzliche Dimension des Genusses verleiht.

 

Wie gewonnen, so zerronnen

Wenn Sie nicht über eine sehr starke Motivation verfügen, Ihre Ernährung plötzlich zu verändern – wie zum Beispiel eine besonders schlimme Krankheit –, ist es vielleicht besser, den Übergang fließend zu gestalten. Was man schnell erwirbt, verliert man unter Umständen genauso schnell wieder, wohingegen ein langsamer Fortschritt sich leichter aufrechterhalten läßt. Mit einer zehntägigen Reisfastenkur ins kalte Wasser zu springen, wird heutzutage im allgemeinen nicht mehr als der beste Einstieg in die makrobiotische Ernährung empfohlen. Ein allmählicher Übergang, bei dem man sich langsam von den Extremen entfernt, indem man von Zeit zu Zeit ein oder zwei Nahrungsmittel fortläßt und ein oder zwei andere ersetzt, erspart einem das Gefühl, Härten oder Verluste ertragen zu müssen. Auch ist es möglicherweise besser, weniger von etwas zu essen, als es plötzlich ganz und gar fort zu lassen. Auf diese Weise geben wir uns Zeit, die Auswirkungen, die unweigerlich auf Änderungen der Ernährungsgewohnheiten folgen, zu assimilieren und zu konsolidieren. Natürlich hängt das ganz vom einzelnen ab.

Ein weiteres nützliches Prinzip beruht darauf, gleichzeitig von beiden Enden des Nahrungsmittelspektrums her zu reduzieren - beispielsweise bei Zucker und Fleisch.

Der Grund dafür ist, daß Sie diese für einen Balanceakt gebraucht haben, indem das eine durch das andere ausgeglichen wurde. Wenn man also ohne das eine auskommt, ist es einfacher, auch das andere fort zu lassen. Nehmen Sie dagegen nur eins heraus, beispielsweise ein starkes Yin, führt das leicht dazu, daß das ganze Spiel sich mit umgekehrten Vorzeichen fortsetzt, in diesem Fall zum Yang hin - was zweckmäßig sein kann oder auch nicht.

Das führt uns zu einem Pendel-Effekt - einer merkwürdigen Pendelbewegung zwischen den entgegengesetzten Enden des Nahrungsmittelspektrums, die sich selbst erhält, nachdem sie einmal angestoßen wurde. Das kann ungefähr so aussehen: Sie trinken am Abend zwei Bier und denken sich, daß es jetzt besser wäre, die Misosuppe am nächsten Tag besonders stark zu machen, um wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Dann stellen Sie fest, daß Sie über die Mitte hinaus und zu stark in die andere Richtung geraten sind und freuen sich richtig darauf, am Abend wieder zwei Bier zu trinken. Am darauf folgenden Morgen verwenden Sie dafür noch mehr Miso... und so weiter. Vielleicht ist es doch besser, sich ein wenig mehr Zeit zu lassen und langsam in die eigene Mitte zu finden.

 

Die Regeln beugen

Die Bedürfnisse eines jeden Menschen unterscheiden sich geringfügig von denen der anderen, denn jeder hat seine eigene Identität. Achten Sie darauf, welche Erfordernisse sich durch das Klima, in dem Sie leben, durch die Jahreszeit, Ihren ethnischen Hintergrund, Alter, Geschlecht, Ihren augenblicklichen Gesundheitszustand und die Tatsache, daß Sie vielleicht zu- oder abnehmen möchten, ergeben sowie durch die gesamte Individualität, die zu erschaffen Sie angetreten sind. Gewisse Richtlinien können Sie von anderen erhalten, aber letzten Endes sind Sie bis zu einem gewissen Grade verantwortlich und müssen Ihren eigenen Weg finden. Betrachten Sie die Prinzipien der Makrobiotik nicht als Formel - es gibt wirklich keine feststehenden Regeln.

Nehmen Sie sich das alles nicht völlig alleine vor. Makrobiotisch zu essen ist nicht notwendigerweise schwierig, komplex oder kompliziert, aber es unterscheidet sich von der üblichen westlich-modernen Ernährungsweise, und Anleitung ist wichtig - vor allem zu Anfang. Daher sollten Sie an Kochkursen teilnehmen, und wenn nötig, einen kompetenten und erfahrenen Gesundheits- und Ernährungsberater aufsuchen.

 

Treffen Sie andere Menschen

Treffen Sie sich mit anderen Menschen, die dasselbe Spiel spielen. In einigen Städten gibt es auch Makrobiotik- Zentren. Manche Berater bieten Makrobiotik- Beratungen per Telefon an. Schließen Sie aber die "normalen Menschen" nicht aus Ihrem Leben aus, nur weil sie nicht makrobiotisch leben. Makrobiotisch leben heißt nicht, daß man nicht auswärts essen und zu Partys gehen könnte oder seine Freunde verlieren müßte. Sie müssen möglicherweise - wenn Heilung Ihr oberstes Ziel ist - sehr vernünftig essen. Aber was auch immer Sie tun, tun Sie es voll Freude.

Gerry Thompson ist ehemaliger Mitarbeiter der Georges Ohsawa Macrobiotic Foundation, Oroville, Kalifornien und lebt heute in Irland.

R.T.

 

© DAS GROSSE LEBEN,
Ausgabe # 41
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